Johannes Leitner im Wiener Zeitung-Artikel: „Für Österreich steht viel auf dem Spiel“
Die Wiener Zeitung hatte am 17.4.2017, also vor Durchführung des türkischen Verfassungsreferendums, Johannes Leitner bzgl. möglicher Szenarien eines Ausganges des Verfassungsreferendums, deren Auswirkungen auf die türkische Wirtschaft und auch auf österreichische Unternehmen befragt.
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Auszug aus dem Artikel
Johannes Leitner, Leiter des Kompetenzzentrums Schwarzmeerregion an der FH BFI Wien, sieht drei Szenarien, auf die sich Österreichs Wirtschaft einstellen muss: Wenn es beim Referendum zu einer klaren Zustimmung zur Verfassungsänderung kommt, glaubt er nicht an eine Stabilisierung der türkischen Wirtschaft. Diese ist vor dem Putschversuch jährlich um bis zu sechs Prozent gewachsen, 2016 wird das Plus bei unter zwei Prozent liegen.„Das zeigt, dass die Instabilität zugenommen hat“, sagt Leitner. Außerdem sieht er bei einem „Ja“ die Gefahr des „State capture“ – sprich, dass die Elite eines Landes dessen Institutionen für private Zwecke missbraucht. Die Gewaltenteilung würde dann noch schlechter als jetzt funktionieren. Im Wirtschaftsbereich könnte es zur Freunderlwirtschaft kommen – Unternehmen, die Erdogan und seinem Zirkel nahestehen, könnten begünstigt werden. „Für österreichische Unternehmen würde sich dann die Frage stellen, mit welchen Partnern sie in der Türkei aktiv sind“, sagt Leitner.
Bei einem knappen „Nein“ könnte es zu einer Spaltung innerhalb der AKP kommen. Damit wäre die Unsicherheit prolongiert, was zu einem Teufelskreis für die jetzt schon schwächelnde türkische Wirtschaft werden könnte.
Eine deutliche Ablehnung würde Erdogan wohl nicht hinnehmen und ein neues Referendum eventuell mit der Todesstrafe und dem Aus für das EU-Beitrittsverfahren verbinden, um eine stärkere Mobilisierung zu erreichen. Auch das würde die turbulenten Zeiten verlängern.